Dass die Regierung der Ukraine zurücktreten musste,
ist ein gutes Zeichen. Oppositionsführer Vitali Klitschko hat es
richtigerweise als Teilerfolg eingeordnet. Doch es ist auch ein
kluger Schachzug desjenigen, der noch immer die meisten Fäden im Land
in der Hand hält: Präsident Viktor Janukowitsch. Der setzt damit
nämlich die Opposition auf den Straßen durchaus unter Druck, sich
künftig an der Verantwortung im Land zu beteiligen.
Er weiß sehr genau, dass er am Ende durchaus profitieren könnte,
sollte etwa der Ex-Boxer Klitschko Verantwortung bekommen. Denn er
und viele der Führungsfiguren der Opposition im Land haben keinerlei
politische Erfahrung vorzuweisen und könnten sich von den Alten Hasen
unter Umständen vorführen lassen. Hinzu kommt, dass die Kassen des
Landes ohnehin leer sind. Das hält die Gestaltungsmöglichkeiten
übersichtlich und könnte die Unzufriedenheit im Land auch auf einen
neuen Regierungschef ausstrahlen lassen. Zudem sind einige
Teilgruppen der sehr heterogenen Opposition mit Klitschkos eher
vorsichtigem Stil schon seit einigen Wochen unzufrieden und werden
die Proteste nicht einstellen, wenn der Ex-Boxer sie darum bittet,
ohne vorher echte Resultate vorweisen zu können. Nach Vorstellung
mancher Demonstranten kann das nur der Rücktritt oder gar die
Festnahme des Präsidenten selbst sein.
Janukowitsch hat schon eine Revolution gegen sich überlebt.
Klitschko muss aufpassen, dass es dem Präsidenten nicht gelingt, die
Opposition mit Zugeständnissen frühzeitig zu zersplittern.
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