Thüringische Landeszeitung: Kommentar: Bundeswehr

Nur jeder zehnte deutsche Soldat ist eine Frau –
und dennoch empfinden viele männliche Bundeswehrangehörige diesen
Anteil als Bedrohung. Was aber natürlich niemand so sagen würde.
Vielmehr versteckt sich Mann hinter der Sorge, dass unter der
weiblichen Unterwanderung der Truppe deren Kampfkraft leiden könnte.

Das verwundert nicht wirklich: Schließlich schwinden die
beruflichen Perspektiven der Männer. Die Tatsache, dass nun auch noch
die letzte sicher geglaubte Bastion für den beruflichen Aufstieg
fällt, Frauen sich nicht mehr damit zufrieden geben, in der Truppe
allenfalls den Erste-Hilfe-Koffer zu schwenken, macht Angst – und
viele männliche Soldaten offen oder unterschwellig aggressiv. Nicht
einmal mehr beim Bund ist die Arbeitswelt so, wie sie mal war. Und
wie sie gewiss niemals wieder sein wird. Die Soldaten, die glaubten,
wenigstens bei der Truppe einen Ort gefunden zu haben, an dem ihr
Fortkommen für alle Ewigkeit gesichert ist und sie nicht von einer
gut qualifizierten Frau bei der Bewerbung um einen Führungsposten aus
dem Feld geschlagen werden können, sehen sich getäuscht.

Und erweisen sich leider in großer Zahl als schlechte Verlierer:
Wer mit der neuen Konkurrenz nicht souverän umgehen kann, der stellt
ihre Kompetenz in Frage . Und wenn das nicht fruchtet, belästigt man
die Kollegin eben – mit anzüglichen Witzen, Pornobildern, plumper
Anmache.

Die neue Studie zeigt, wie groß der Handlungsbedarf ist, wenn die
neue Freiwilligenarmee wirklich zu einem der attraktivsten
Arbeitgeber werden soll. Da ist es gut, dass eine Frau beim Bund an
der Spitze steht, die noch dazu die Tricks der Männer kennt.

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