Haben Sie das auch mit Verwunderung vernommen im
vergangenen Frühjahr: Deutschland soll weltweit das beliebteste Land
sein, fand die BBC heraus. Das ist wohl die internationale
Klassensprecherwahl gewesen. Jedenfalls lassen sich die Erwartungen,
die an diese inoffizielle Wahl geknüpft sind, so deuten: Wer so
beliebt ist, dem wird viel zugetraut. Und zwar im Positiven. Wer so
beliebt ist, der ist reif für eine neue Rolle: die Rolle des
Vermittlers, des Diplomaten, des Unterhändlers zwischen den noch
immer oder schon wieder zerstrittenen Blöcken.
So sieht das Jürgen Todenhöfer im TLZ-Gespräch. Und diese Sicht
scheint gar nicht so weit hergeholt. Es ist nicht nur die enorme
Beliebtheit, die uns in die Pflicht nimmt. Es ist vor allem auch die
jüngere deutsche Geschichte, die uns auf politischem Feld eine
besondere Rolle zuschreibt. Anders als in anderen Ländern des
ehemaligen Ostblocks hat sich hierzulande mit der Wiedervereinigung
eine Chance ergeben, zu zeigen, dass zusammenwächst, was
zusammengehört.
Ja, natürlich: Es ist nicht alles optimal gelaufen. Wir haben
keinen Grund zum Jammern. Wir haben Grund zur Verbesserung.
Aber bedenken wir mal: Was hätte alles schiefgehen können in den
Zeiten der revolutionären Umbrüche?! Welche Kollateralschäden wären
denkbar und möglich gewesen? Wir bekommen vom Ausmaß möglicher
Gefahren, die in solchen Zeiten lauern, schnell einen Eindruck, wenn
wir in andere Länder schauen, in denen Situationen des Wandels eben
nicht so gut gemeistert wurden. All das prädestiniert unsere
politische Führungsspitze für eine neue Rolle: die des Vermittlers!
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