Thüringische Landeszeitung: Kommentar: Europawahl, TV-Duelle

Die EU bleibt für viele ein Buch mit sieben
Siegeln. Deshalb sollte vor der Wahl in der kommenden Woche auch
alles anders werden als sonst, versprachen die Europa-Profis aus
Brüssel. Die Spitzenkandidaten sollten den Urnengang populär machen.
Daraus ist offensichtlich nichts geworden.

Es beginnt schon damit, dass die TV-Duelle der Spitzenkandidaten
noch nicht einmal auf ARD oder ZDF liefen. Da ist es nicht
verwunderlich, dass die Einschaltquoten so gering ausfielen. Das mag
aber auch daran liegen, dass nicht unbedingt von Duellen gesprochen
werden konnte, eher von interessanten Gesprächsrunden – trotz der
Allgemeinplätze, Phrasen und Floskeln.

Sehr viel Tiefgang und Konfrontation war auch gerade bei der
größeren Runde am Donnerstag mit allen Spitzenkandidaten nicht
möglich. Jeder Teilnehmer durfte nur eine Minute auf die Fragen
antworten. Dazu kamen einige Sekunden Extraredezeit. Die Folge: Eine
echte Diskussion kam nicht zustande. Es wurden zwar viele Themen
behandelt, aber keines wirklich vertieft.

Viel Reibung gab es schon im ersten TV-Duell nicht, als sich
Schulz und Juncker in fast allen Punkten einig waren. Aber das ist
eben die Europaebene. Deren Politiker wissen, dass die EU nur dann
Gewicht hat, wenn sie mit einer Stimme sprechen. Parteipolitische
Profilierung steht deshalb auf dieser Bühne zurück hinter den
gemeinsamen Zielen und der Suche nach Konsens in dem großen
Stimmengewirr der 28 Mitgliedsstaaten.

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