Thüringische Landeszeitung: Kommentar: In der Schweiz hat die Angst gesiegt

Wenn in einem Land beinahe jeder Vierte ein
Einwanderer ist, lässt sich damit leicht die Angst vor Überfremdung
schüren. In der Schweiz hat es die rechtspopulistische Volkspartei
geschafft, die Menschen davon zu überzeugen, dass sich ihr Land
abschotten muss.

Nun gut, in Deutschland leben mit gerade einmal neun Prozent
vergleichsweise wenige Ausländer. Und auch hier gibt es viele, die
lieber heute als morgen die Grenzen dicht machen würden. Aber
inzwischen hat sich auch bei konservativen Skeptikern einer
geregelten Zuwanderung oftmals die Auffassung durchgesetzt, dass die
Bundesrepublik ohne die vielen gut qualifizierten Migranten kaum
zukunftsfähig wäre.

In der Schweiz dagegen hat jetzt die Angst gesiegt. Eine wenn auch
nur hauchdünne Mehrheit der Eidgenossen ist der Ansicht, dass durch
die einwandernden Ausländer der wirtschaftliche Abstieg droht.

Die doch so wohlhabende Nation des Freiheitskämpfers Wilhelm Tell
will sich einigeln. Die Furcht mag auf den ersten Blick sogar
nachvollziehbar sein: Wer viel hat, der hat auch viel zu verlieren
und will es sich nicht von den weniger begüterten Nachbarn wegnehmen
lassen.

Dabei ist es geradezu grotesk. Denn seinen Reichtum hat die
Schweiz nicht zuletzt seiner bestens vernetzten Volkswirtschaft zu
verdanken. Ein Staat, der aber die Grenzen dicht machen will, schadet
den eigenen global agierenden Unternehmen, die auf Personal aus dem
Ausland angewiesen sind. Und er provoziert Sanktionen der EU.

Die neue Abschottungspolitik könnte für die Schweizer am Ende
deshalb vor allem eines werden: teuer.

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