Thüringische Landeszeitung: Kommentar: Mehr Gelassenheit in der BND-Abhördebatte ist angebracht

Moralapostel finden speziell in der deutschen
Öffentlichkeit schnell viel Gehör. Das war so, als bekannt wurde,
dass die Amerikaner deutsche Politiker abgehört haben, und das ist
jetzt so, da Informationen über Lauschangriffe Deutschlands gegen
zwei US-Außenminister und die Türkei als Revanche ans Tageslicht
gebracht werden. Schon wieder kommt die Empörungsmaschinerie massiv
in Schwung. Etwas mehr Gelassenheit wäre angebracht, denn schließlich
geht es um unsere Sicherheit. Die aber kann leider nicht mit
Gutmenschentum und ethisch wertvollen Appellen bewahrt werden.

Die Deutschen können sich über die Abhöraktionen anderer Staaten
aufregen oder auch über den Bundesnachrichtendienst, Deutschland kann
das Abhören von Politikern anderer Länder einstellen oder nicht:
Weder unsere Gegner noch unsere Freunde in der Welt wird das
irgendwie beeindrucken. Auch in Zukunft werden die USA,
Großbritannien oder Frankreich überall dort abhören, wo sie es
technisch können – und Russland, China oder die Türkei genauso.

Deshalb muss sich Deutschland besser als bisher gegen Spionage
schützen. Aber es verstieße gegen unsere außen- und
sicherheitspolitischen Interessen, wenn wir dem
Bundesnachrichtendienst allzu enge Fesseln anlegten, im Ausland aktiv
zu werden. Und es wäre geradezu fahrlässig, keine Erkenntnisse, auch
mit elektronischen Mitteln, speziell über die Türkei zu sammeln.
Schließlich sympathisiert die islamisten-freundliche Regierung in
Ankara mit der Hamas im Gaza-Streifen und lässt die IS-Terroristen
gewähren. Und die Datei mit dem abgehörten Gespräch der ehemaligen
US-Außenministerin Clinton wurde brav vernichtet. Braver geht`s nicht
in der Welt der Spionage. International belohnt wird soviel
politische Korrektheit jedoch nicht!

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