Thüringische Landeszeitung: Kommentar zu Israels Militäroperation

Solch eine Militäroperation Israels gegen die Hamas
im Westjordanland hat man lange nicht gesehen. Hunderte Palästinenser
hat die Armee bereits festgenommen, die Zahl der Toten wächst. Klar:
Das spurlose Verschwinden der jüdischen Jugendlichen ist für die
Familien eine Katastrophe. Doch spielt sie Israels Ministerpräsident
Netanjahu auch klar in die Hände.

Der Regierungschef nutzt die Situation aus, um der
radikal-islamischen Hamas einen heftigen Schlag zu versetzen.
Außerdem will er einen Keil in die neue Einheitsregierung der
Palästinenser treiben. Deren Präsidenten Abbas hat er bereits
aufgefordert, mit der Hamas zu brechen, weil sie an der Entführung
schuld sei. Man könnte sagen, Netanjahu nutzt die Situation aus, um
im Westjordanland eine neue Ordnung zu erzwingen. Doch damit geht er
zu weit.

Die Suche nach den verschwundenen Teenagern ist verständlich, doch
das harte Vorgehen wie pauschale, unbegrenzte Einschränkungen der
Bewegungsfreiheit für Palästinenser und andere Formen der kollektiven
Bestrafung sind nicht akzeptabel. Allein aus Gründen der
Menschenrechte, aber auch weil nun ein neuer Schlagabtausch mit der
Hamas droht, die im Gazastreifen über Raketen verfügt, die Ziele
nördlich von Tel Aviv treffen können.

Netanjahu riskiert, dass der Hass auf Israel anschwillt und die
Hamas an Stärke gewinnt. Schließlich sind die Palästinenser immer auf
der Seite des Schwächeren. Auf der anderen Seite bedeutete das eine
Schwächung von Abbas– gemäßigter Fatah. Das ist vor allem
interessant, weil in sechs Monaten palästinensische Neuwahlen
angesetzt sind.

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