Thüringische Landeszeitung: Kommentar zum Mordfall Peggy

Was ist mit Peggy geschehen? Wir wissen nun fast so
wenig wie gleich nach der Tat vor 13 Jahren. Oder: Wir wissen ganz
viel, aber nicht das, was entscheidend ist: Wo ist Peggy? Wer hat ihr
was angetan?

Der Fall hat – auch weil Peggy aus Oberfranken nahe der
Landesgrenze stammt – viele Thüringer vor einem Dutzend Jahre
beschäftigt. Und seither nie ganz losgelassen. Es gab früh Zweifel,
ob dem, der für die Tat verurteilt worden war, die Schuld zurecht
aufgebürdet worden war. Der Mann, der dem Mädchen das Leben genommen
haben sollte, gilt jetzt als unschuldig. Und der wahre Täter läuft
frei herum.

Es hat sich im jetzigen Prozess gezeigt, dass damals nicht sauber
ermittelt worden ist. Ein damals junger Mann mit Behinderung wurde
zum Geständnis manövriert – einem Geständnis, das in sich gar nie
schlüssig war. Aber mit diesem Geständnis hatten die Aufklärer einen
vermeintlichen Erfolg. Der jetzt Freigesprochene war polizeibekannt,
aber wegen Taten, die wohl im Zusammenhang mit seiner geistigen
Behinderung standen.

Peggys Mörder läuft weiter frei herum. Die armen Eltern: Sie
wissen nicht, wo die sterblichen Überreste ihre Tochter sind. Sie
können sich an die Hoffnung klammern, dass das Kind womöglich gar
nicht tot ist. Aber diese Hoffnung ist durch nichts belegt. Was es
gibt, das ist mindestens ein anderer Verdächtiger. Aber war er es? Es
wird nun wieder ermittelt werden müssen.

Ist der Fall Peggy ein Beweis für Schlamperei? Aber das jetzige
Urteil ist ein Beleg dafür, dass sich die Justiz ihren Irrtümern
stellt. Und das ist das Gute an diesem Wiederaufnahmeverfahren.

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