Thüringische Landeszeitung: Kommentar zum neuen NSU-Untersuchungsbericht

Die schlimmsten Befürchtungen, die man in Thüringen
gehegt hat, sind Wirklichkeit geworden: Der Thüringer
Verfassungsschutz war vor allem in der Ära des schillernden
Präsidenten Helmut Roewer nicht nur unfähig und leistete sich eine
Panne nach der anderen. Die Fahndung nach den NSU-Terroristen, um
deren Gefährlichkeit man spätestens seit dem Auffliegen der
Bombenbastelwerkstatt in Jena gewusst hat, wurde vom
Verfassungsschutz offenbar regelrecht sabotiert. Anders können sich
Polizei- und Justizexperten nicht erklären, warum bei der Fahndung
sich eine Panne an die andere reihte. Die Lachnummer, zu der zu
Roewers Zeiten der Verfassungsschutz in Thüringen wurde (Stichwort
nackte Füße auf dem Schreibtisch) entpuppt sich nun als nicht nur auf
dem rechten Auge blind sondern als regelrechte Schutztruppe für die
abgetauchten Terroristen. Wer noch gehofft hatte, sich mit Pleiten,
Pech und Pannen aus der Affäre reden zu können, wird jetzt eines
Schlimmeren belehrt.

Es wird Zeit, dass endlich die politisch Verantwortlichen jener
Zeit – allen voran Ex-Innenminister Richard Dewes (SPD) und
Alt-Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) – zu ihrer politischen
Verantwortung für dieses Sicherheits-Desaster in Thüringen stehen.
Leider muss man nach diesem Bericht wohl sagen: Hätten die Thüringer
Behörden nicht versagt und die Terroristen nicht gedeckt, wäre es zu
der Mordserie vielleicht nicht gekommen. Bitter.

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