Erinnern Sie sich an den Europawahlkampf? Der war
ausgesprochen langweilig – oder kuschelig. Geradezu einschläfernd
wirkte es, wenn die selbsternannten Spitzenkandidaten Jean-Claude
Juncker und Martin Schulz sich in TV-Debatten mit Wattebäuschchen
bewarfen. Der Stress begann erst, nachdem wir unser Kreuz gemacht
hatten. Und der Wähler ist an dem ganzen Hickhack und
Postengeschacher auch gar nicht schuld. Es stellte sich bloß heraus,
dass manche Länderchefs ein Erstarken der EU-Kommission mit allen
Mitteln zu verhindern suchten. Trotz oder gerade wegen der vorherigen
personellen Weichenstellung.
Die Personalisierung auf Juncker und Schulz hatte die Wahl
attraktiver machen sollen. Egal, wie das Gezerre ausgeht: Dieses Ziel
ist auf jeden Fall verfehlt worden. Es könnte nur sein, dass der
Wähler bis zum nächsten Mal schon vergessen hat, welches Ränkespiel
auf eine vermeintlich klare Ansage folgte.
Sicher scheint mittlerweile eines zu sein: Schulz bleibt
EU-Parlamentspräsident. Vize-Präsident der Kommission ist keine
Option mehr für ihn, heißt es. Und damit hat er keinen schlechten
Schnitt gemacht. Und die SPD kann sich in ihrer Rolle des
Ermöglichers gefallen. Das sieht bei der CDU mit Blick auf die
uneinige Europäische Volkspartei (EVP) schon ganz anders aus. Und
alle rätseln nun: Wie befreit sich Angela Merkel aus der Bedrängnis
zwischen dem britischen Premier Cameron, der Juncker am liebsten ganz
weg vom Fenster sähe, und dem vor der Wahl gemachten
Personalversprechen.
Aufregend? Für das Publikum wird dies mittlerweile zu
undurchsichtig. Und das schadet letztlich dem Ansehen der EU in
Gänze.
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