Thüringische Landeszeitung: Krim-Krisen-Gewinner / Kommentar von Matthias Benkenstein zum Putin-Besuch in China

Die heftigen US-Spionagevorwürfe gegen China
belasten das Verhältnis zwischen Peking und Washington. Experten
sehen sogar einen neuen Tiefpunkt. China und Russland kommen sich
dafür umso näher – was auch mit der Ukraine-Krise zu tun hat.

Putins Riesenreich steht seit der Annexion der Halbinsel Krim im
Westen isoliert da. Was liegt da näher, als die alte kommunistische
Bruder-Liebe zu China wiederbeleben zu wollen? Das Reich der Mitte
braucht dringend Gas für seine Wirtschaft. Warum also nicht einen
strategischen Schwenk vollziehen, mit dem sich Russland
wirtschaftlich stärker dem asiatischen Raum zuwendet. Dem Westen
könnte so prima eins eingeschenkt werden. Russland sagt zwar, dass es
genügend Gasreserven habe, um den Osten und den Westen zu beliefern.
Doch auch eine generelle Umorientierung von Europa nach China ist
theoretisch möglich.

Wie schnell sich der Wind drehen kann: Eigentlich war Peking
anfangs über Russlands Vorgehen in der Ukraine verärgert. Aber seit
das Bündnis mit Moskau immer wichtiger wird, redet in China kaum noch
jemand von Verstimmungen. Im Gegensatz zu den Treffen mit anderen
Staatschefs kommen Putin und Xi offenbar gut miteinander aus. Das
nützt vor allem China, eröffnen sich dem Land während der
Ukraine-Krise doch ganz neue Optionen – was an einer
Schaukelstuhlpolitik zwischen Europa und Russland liegt, um maximale
Vorteile und Spielräume herauszuholen. Auf der einen Seite bauen
chinesische Firmen auf der Krim Schnellstraßen, Brücken und
Wohnungen. Auf der anderen Seite zeigt sich Peking offen für
europäische Positionen. China mausert sich so zum großen Gewinner der
Krise.

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