Es ist ein eigenartiges Schauspiel, dass sich
derzeit auf internationaler Bühne bietet: Verzweifelt sucht
Washington Partner, die den USA einen Teil ihrer Rolle als
Weltpolizist abnehmen würden. Denn dort möchte man das eigene
Engagement etwas zurückfahren, kann es derzeit allerdings nicht, ohne
dass andere Staaten in die entstehende Lücke springen. Deutschland
als europäische Führungsmacht dagegen könnte als einer der Partner
der USA helfen, will aber eigentlich nicht so richtig. Zwar hört man
von Ministerin von der Leyen bis zu Bundespräsident Gauck
Absichtserklärungen und Appelle, aber das Volk, der Lümmel, will
nicht so recht. Das jedenfalls sagen alle Umfragen aus den letzten
Monaten zu diesem Thema.
Nun versucht die Bundesverteidigungsministerin in Washington den
Spagat zwischen dem bekundeten Willen eines Großteils der politischen
Klasse und der innenpolitischen Ablehnung durch das Gros der Wähler.
Heraus zu kommen scheint ein eher humanitäres Engagement der
Bundeswehr. Das scheint vernünftig und auch leistbar. So versucht
Ursula von der Leyen beiden Auffassungen gerecht zu werden, der
wachsenden internationalen Rolle Deutschlands zu entsprechen, ohne
den teuren Wähler zu verprellen. Es ist die Quadratur des Kreises.
Angesichts des weltweiten Vormarsches von Islamisten,
Nationalisten und anderer Extremisten aber könnte bald weit mehr
gefordert sein. Wie werden die deutschen Politiker dann reagieren?
Das bewährte Merkel–sche Rezept, Politik an Wählerumfragen
auszurichten, könnte dann einer veritablen Belastungsprobe unterzogen
werden. Keine guten Aussichten!
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