Thüringische Landeszeitung: Netanjahus Bürde / Kommentar von Florian Girwert zum Nahost-Konflikt

Man möchte nicht in Benjamin Netanjahus Haut
stecken. Der ohnehin wenig kompromissgestimmte israelische
Premierminister könnte derzeit in seinem eigenen Kabinett als Taube
unter den Falken durchgehen. Dort fordern einige Minister munter, die
palästinensische Hamas in die Hölle zu schicken oder „den Stall
auszumisten“. Angesichts fortdauernder Raketenangriffe aus dem
Gaza-Streifen ist das nachvollziehbar – weiterhelfen wird es
allerdings nicht.

Dass beide Seiten, Palästinenser und Israelis, fortwährend
ausschließlich beim Gegner die Schuld für die derzeitige Eskalation
suchen, wird am Ende zu nichts Vernünftigem führen – eher hat man den
Eindruck, dass die Scharfmacher auf beiden Seiten die Scharfmacher
auf der anderen Seite brauchen. Ohne fortwährende Expansion der
israelischen Siedlungen auf besetztem Gebiet und ohne fortwährende
Provokationen der Hamas – man denke an Entführung und Mord an drei
israelischen Jugendlichen – könnte vielleicht irgendwann tatsächlich
Frieden herrschen im Heiligen Land.

Doch dazu muss irgendwann Benjamin Netanjahu einen Weg aus der
Spirale der Gewalt finden. Von der Hamas wird der Olivenzweig nicht
kommen – umso schwerer die Bürde, den Falken der eigenen Regierung
nicht nachzugeben, sondern die Gewalt bald zu stoppen.

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