Thüringische Landeszeitung: Pfeifen im FDP-Keller / Kommentar von Hartmut Kaczmarek zum Dreikönigstreffen der Liberaldemokraten

Eins muss man ihm lassen: Rhetorisch ist er gut
drauf, der neue FDP-Chef und Hoffnungsträger Christian Lindner. Aber
die neue Souveränität der FDP, von der er in Stuttgart sprach, sucht
man noch vergebens. Lindner tingelt durch alle TV-Talk-Shows, die ihn
einladen – und macht seinen Job nicht schlecht dabei. Er wärmt in
Stuttgart das europapolitische Herz der Altvorderen, vor allem das
des Parteipatriarchen Hans-Dietrich Genscher, er lässt ein paar coole
Sprüche gegen die Große Koalition und Horst Seehofer los. Aber sonst?
Viel Pfeifen im dunklen FDP-Keller, der geschundenen Parteiseele und
den zitternden und zagenden Parteimitgliedern neuen Mut machen – das
erwartet die eigene Partei von ihm. Die Öffentlichkeit aber will
mehr. Sie will nicht heimelnde Sprüche, keine nach innen gerichteten
Beschwörungen, sondern sie will wissen, wohin Lindner diese FDP
führen will. Braucht eine sich neu ordnende Parteienlandschaft, in
der sich alle Parteien möglichst viele Koalitionsoptionen schaffen,
wirklich noch die Liberalen? Und wenn ja, wofür? Als mosernde
außerparlamentarische Youngsters wie Lindner bestimmt nicht. Sein
Vorgänger Rösler hat mal gesagt, die FDP müsse jetzt liefern. Das
gilt auch heute: Die Liberalen müssen liefern, und zwar Ideen statt
Altvertrautem.

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