Thüringische Landeszeitung: Rote Linien – Das Denken des türkischen Präsidenten / Leitartikel von Axel Zacharias zu den Ausfällen des türkischen Staatspräsidenten Erdogan gegen deutsche Parlamentarier

Dieser Wahnsinn hat Methode: Recep Tayyip Erdogan
fordert Bluttests für deutsche Abgeordnete, die an unselige
Ariernachweise der Nationalsozialisten erinnern. Zudem bezichtigt er
demokratisch gewählte Parlamentarier des Bundestages, Sprachrohr von
kurdischen Terroristen zu sein. Erdogan überschreitet eine rote Linie
um die andere. Geht–s noch?

Ist der Mann lediglich ein entgleister Autokrat mit demokratischem
Mäntelchen, über den man nur gequält lächeln muss, oder bereits ein
Despot, der sein Land ins Unglück zu stürzen bereit ist?
Bundestagspräsident Norbert Lammert von der CDU und
Europaparlamentschef Martin Schulz von der SPD haben – im Gegensatz
zur Kanzlerin – die richtigen Worte gefunden, den Sultan vom Bosporus
in die Schranken zu weisen. Wenn dies nicht hilft, sollte man mit ihm
über Demokratiefähigkeit und EU-Beitrittsambitionen sprechen oder
über die Beendigung der unseren Vorstellungen von Staat und Volk
nicht selten widersprechenden DITIB-Tätigkeit in Deutschland. Auch an
die Verantwortung der Türkei als Nato-Partner könnte man ihn
erinnern. Besser allerdings wäre es, wenn die Situation nicht weiter
eskalierte und wirkliche Diplomaten über zwischenstaatliche Probleme
der jüngsten Zeit redeten.

Hinzu kommt: Erdogan in seinem kruden Denken begreift die
Deutschen türkischer Abstammung als fünfte Kolonne seiner Regierung.
Der eine oder andere Deutschtürke mag dies durchaus auch so sehen,
die Mehrheit aber ist wohl genervt vom Choleriker Erdogan. Sie leben
nämlich ganz bewusst in einer offenen und säkularen Gesellschaft.

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