Thüringische Landeszeitung: Signale der Überforderung / Kommentar von Miguel Sanches zum Flüchtlingsstrom nach Italien und von dort ins restliche Europa

Die Signale der Überforderung sind echt. Der
Flüchtlingsstrom Richtung Europa wird immer breiter. Und in der
Politik fordern zwar alle Solidarität, aber in jeder Hauptstadt
versteht man etwas anderes darunter. Fakt ist: Viele Menschen aus
Afrika und aus dem arabischen Raum kommen über das Mittelmeer nach
Europa. An der italienischen Küste spielt sich ein Drama ab. Europa
hat seine Würde nur deshalb halbwegs bewahrt, weil Italien den
Menschen in Seenot hilft.

Die Spielregeln in der EU sind nicht krisentauglich. Wer die
Außengrenze überwacht, hat die Verantwortung. In normalen Zeiten ist
das zumutbar. Wenn Zehntausende kommen, ist ein Land wie Italien
überfordert. Allein gelassen. Die Italiener sind Meister der
Improvisation. Wenn die Hilfe nicht zu den Menschen kommt, kommen die
Menschen zur Hilfe, sprich: zum wohlhabenden Norden. Sie lassen sie
einfach weiterziehen.

Man versteht, dass Innenminister Thomas de Maizière die Geduld
verliert. Ein Getriebener ist auch er. Hinter ihm stehen die Länder
und die Gemeinden, die nicht wissen, wie sie die Menschen
unterbringen sollen.

Schuldzuweisungen kann man zu Protokoll geben. Eine Lösung sind
sie nicht. Die gibt es erst, wenn sich die Europäer ehrlich machen.
Sie müssen damit leben, dass im Zuge der vielen Krisenherde am
Mittelmeer mehr Flüchtlinge kommen werden und ein fairer
Verteilungsmodus nottut. Mit dem Sankt-Florians-Prinzip kommen wir
nicht weiter.

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