Thüringische Landeszeitung: Symbolischer Rauswurf / Kommentar von Axel Zacharias zur Entwicklung der Spionageaffäre um die US-Geheimdienste

Mit der doch eher symbolischen Ausweisung des
US-„Diplomaten“ ist es nicht getan, so drastisch sich dieser Schritt
auch vom langmütigen Kleinreden und Nichtstun der politisch
Verantwortlichen Deutschlands in den vergangenen Wochen abhebt. Die
massenhafte Überwachung der Bürger unseres Staates findet nämlich
weiterhin statt. Dies ist der eigentliche, der ursächliche Skandal.
Und hier muss sich so schnell wie möglich eine Menge ändern.

Das transatlantische Verhältnis ist beschädigt, und zwar
ursächlich von Seiten Washingtons. Das mag an der Denkweise liegen,
das immer und zuallererst US-Interessen zu wahren sind. Wer aber mit
einer solchen Haltung wie der sprichwörtliche Elefant im
Porzellanladen agiert, um seine Allmachtsfantasien zu verwirklichen,
muss auch die Konsequenzen tragen. Und die sind nun mal die, dass
sich Freunde wie die Deutschen abwenden von jenen, denen sie einmal
ein fast naives Vertrauen entgegengebracht haben.

Ja, wir haben Amerika viel zu verdanken. Das sollten wir auch
niemals vergessen und immer wieder deutlich machen. Aber wir
Deutschen müssen es nicht ertragen, dass man hinter den Kulissen so
mit uns umspringt, während auf der Bühne Sonntagsreden über
Wertegemeinschaft und gleiche Ziele gehalten werden. Aus Beschützern
sind Überwacher geworden. Das ist einfach nur noch unwürdig. Wer dies
als amerikanischer Politiker nicht begreift, dem ist offenbar der
Kompass verloren gegangen.

Es sollten schleunigst Initiativen ergriffen werden, das erodierte
Vertrauensverhältnis wenigstens in Teilen wieder herzustellen. Denn
allen Feinden des freien Westens spielt die gegenwärtige Krise in die
Hände.

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