Eine historisch hohe Ablasszahlung statt zehn Jahre
Knast – und als Zugabe freundlicher Dank des Angeklagten für die
Milde des Richters: Dass der gewiefte Formel-1-Boss Bernie Ecclestone
im millionenschweren Münchner Schmiergeldprozess mit der Zahlung von
75 Millionen Euro davonkommt, passt ins Bild. Der Milliardär ist es
gewohnt, die Dinge mit Geld zu regeln. Das deutsche Strafrecht kommt
ihm dabei zu Hilfe. Weder ist es ein Justizskandal noch ein Verstoß
gegen strafrechtliche Normen, wenn ein Verfahren gegen eine
Geldzahlung eingestellt wird. Doch es bleibt ein fader Nachgeschmack
und ein verletztes Rechtsgefühl.
Christian Wulff trat wegen geradezu lächerlicher Vorwürfe zurück,
weil er keinen Ablasshandel wollte, sondern einen Freispruch erster
Klasse. Uli Hoeneß durfte sich wegen der Höhe der hinterzogenen
Steuerschuld nicht freikaufen und sitzt nun hinter Gittern.
Natürlich: All diese Fälle sind juristisch unterschiedlich zu
bewerten, aber in den Augen der Öffentlichkeit schlägt das deutsche
Rechtssystem seltsame Kapriolen.
Und auch Gerhard Gribkowski, der korrupte ehemalige Vorstand der
Bayern LB wird sich die Augen reiben. Er wurde zu mehr als acht
Jahren Haft verurteilt, weil er sich als Amtsträger von Ecclestone
bestechen ließ, während dieser den Gerichtssaal trotz
Schmiergeldzahlungen in Höhe von 44 Millionen Dollar als freier
Mann verließ. Man muss dem Gericht wohl glauben, dass es kaum
handfeste Beweise gegen Ecclestone gibt. Merkwürdig ist jedoch, dass
es Ecclestones Vermögensverhältnisse nicht eingehender unter die
Lupe nahm. Jetzt bleibt der Verdacht, dass sich der Milliardär arm
gerechnet hat, um einer noch höheren Zahlung zu entgehen.
Und die Formel 1? Mancher hatte sich schon Hoffnung gemacht,
Ecclestone nach einer Verurteilung beerben zu können. Doch jetzt ist
der 83-jährige PS-Pate zurück im Rennzirkus: so mächtig wie zuvor.
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