Bevor das einstige Flaggschiff der
Samstagabendunterhaltung vollends auf Grund läuft, zieht es das ZDF
lieber aus den Fernsehgewässern. Zu unruhig sind diese geworden.
„Wetten, dass..?“ wird an diesem Samstag zum letzten Mal gesendet.
Viele werden es bedauern, manche belächeln, andere gar nicht
registrieren. Mit zuletzt 5,5 Millionen Zuschauern war die Produktion
zwar noch immer eine große, doch angesichts der mehr als 20 Millionen
Fans in den Achtzigerjahren lässt sich der Untergang nicht leugnen.
Mit dem Aus verschwindet ein Stück deutscher Fernseh- und
Familiengeschichte. Wie sehr sind die behaglichen Fernsehabende im
kollektiven Gedächtnis verankert! Da gab es Schalen voller
Erdnussflips, Kartoffelchips und Gummibärchen; anfangs Limonade,
später Bier – und dazu die neuesten Hits von Eros Ramazzotti, Peter
Maffay oder Tina Turner. Wer hat bei all den waghalsigen, albernen
und manchmal ganz und gar erstaunlichen Wetten nicht überlegt, wer
aus der Verwandtschaft unbedingt mal in die Sendung müsse? Etwa der,
der mit Sicherheit am Trällern, Zwitschern und Krächzen den
entsprechenden Piepmatz erkannt hätte. Oder derjenige, der das
Startgeräusch von Triebwerken den richtigen Düsenjets zugeordnet
hätte. Aber dann war der Platz in der heimischen Stube doch
angenehmer als der im Rampenlicht.
In diesem fühlte sich besonders Thomas Gottschalk wohl. Und
weniger Markus Lanz, der die Show heute zu Grabe tragen muss. Ihm
allein das Ende der Sendung anzukreiden ist unfair; es ist auch neuen
Fernsehgewohnheiten geschuldet – und einem unüberschaubaren Programm.
Lanz kann sich nun konzentrieren auf das, was er besser kann als
seichten Small Talk auf der „Wetten, dass…?“-Couch: längere
Gespräche in anderen TV-Formaten. Falls alle Stricke reißen, könnte
er es auch einem seiner Vorgänger gleichtun: Wolfgang Lippert singt
seit geraumer Zeit bei den Störtebeker-Festspielen auf Rügen.
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