Der Wahlsieg in Baden-Württemberg war genauso ein
Wink mit dem unideologischen Zaunpfahl wie die Schlappe bei der
Bundestagswahl. Eigentlich. Denn dass die Grünen partout die Zeichen
der Zeit nicht erkennen wollen, beweist, dass sie eine linke Partei
bleiben und keine bürgerliche werden wollen. Die zwischenzeitliche
Liaison bürgerlicher Wähler mit den Grünen war ein Missverständnis
auf beiden Seiten und bleibt auf absehbare Zeit eine Fußnote der
Parteiengeschichte. Ihre Chance zu personellem Neuanfang und
Neuorientierung – weg vom desaströsen Image einer anti-liberalen
Bevormundungsgemeinschaft – haben die Grünen mit der Wahl der
Thüringerin Katrin Göring-Eckardt zur Co-Fraktionsvorsitzenden und
der Nicht-Wahl der wirtschaftsfreundlichen und weniger erzieherisch
auftretenden Kerstin Andreae vertan. Göring Eckardt gehört zwar
formal zum Realo-Flügel der Grünen, für eine inhaltliche
Frischzellenkur steht sie aber nicht. Zudem machte sie während des
Wahlkampfs im Schlepptau des skandalgerüttelten linken
Parteiveteranen Trittin eine blasse Figur ohne prägende Wirkung. Als
es darauf angekommen wäre, ein für den Mittelstand teures, giftgrünes
Steuermodell aus dem Verkehr zu ziehen, verteidigte sie es. Warnungen
der baden-württembergischen Grünen schlug auch sie in den Wind. Die
Grünen haben ihre verbrauchten Vorleute Künast, Roth und Trittin in
den politischen Vorruhestand geschickt, aber im Hintergrund sind sie
immer noch stark genug, einen Kurswechsel zu verhindern. Mit Kerstin
Andreae wäre die Chance für Schwarz-Grün als Alternative zu einer
staatspolitisch bedenklichen schwarz -roten Mega-Koalition gewachsen,
nun ist sie deutlich geschrumpft. Die Union muss sich fragen, ob sie
die Zweckehe mit Grünen riskieren könnte, die noch nicht reif sind
für eine politische Horizonterweiterung.
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