Deutliche Worte vom Bundespräsidenten, der große
Wurf war es aber nicht: Deutschland brauche Einwanderung und
Offenheit. Das ist richtig, schließlich geht es Deutschland auch
wegen den Fachkräften aus dem Ausland gut. Aber wo ist der
Neuigkeitswert?
Gut an Gaucks Rede war, dass er auch die negativen Seiten des
Zuzugs nicht ausgeblendet hat – doch auch an dieser Stelle hätte
etwas mehr kommen können. Jugendkriminalität, Ghettobildung,
Sozialhilfekarrieren, Schulschwänzer: Das alles gehört ebenfalls zum
Thema Einwanderung. Und natürlich darf es keine mildernden Umstände
geben für kulturelle Eigenarten, die unseren Gesetzen zuwiderlaufen,
wie Gauck sagte.
Er hat aber Unrecht, wenn er meint, dass sich sämtliche Antworten
auf diese Probleme im Gesetz fänden. Oder warum sind manche
Zuwanderer, die schon vor Jahrzehnten nach Deutschland kamen, bis
heute nicht integriert? Warum haben sie schlechtere Schulabschlüsse,
werden häufiger kriminell, beziehen häufiger Hartz IV?
Diese Fragen könnten zum Anlass genommen werden, um über eine
Anpassung der Zuwanderungsregeln zu diskutieren. Als Inspiration
könnten Länder wie Australien oder Kanada dienen. Die Einwanderer in
Kanada sind höher qualifiziert und besser in den Arbeitsmarkt
integriert als in Deutschland. Das liegt zum einen an der dortigen
Zuwanderungspolitik über ein Punktesystem, um Fachkräfte nach
Qualifikation und Bedarf zu gewinnen. Zum anderen an einem
ausgeklügelten Angebot an Integrationshilfen. So helfen
beispielsweise schon Kurse im Heimatland der Migranten. Nicht zuletzt
aus diesen Gründen liegen Länder wie Kanada beim Wettlauf um die
besten Fachkräfte und bei Schülerwettbewerben vorn.
Zugegeben, solch ein Modell wäre drastisch, alles wäre in
Deutschland nicht umzusetzen. Aber: Es wäre eben auch nicht
blauäugig.
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