tz München: CSU-Parteitag: Glatt, aber nicht glücklich

Aus Sicht ihrer Führung kann die CSU mit ihrem
Parteitag zufrieden sein: Ein unfallfreies, glattes Treffen haben die
Christsozialen hingelegt. Im Euro-Leitantrag konnten Kritiker wie
Idealisten ihren Standpunkt wieder finden. Und mit der Nichtwahl des
Rebells Peter Gauweiler als Parteivize hat die erste Riege weiter
Ruhe – die trügerisch ist. Ihre inhaltlichen und personellen Krisen
hat die CSU-Führung nicht gelöst. So wird sich erst zeigen, wie sie
den nur knapp unterlegenen Gauweiler einbinden kann, um
rechtskonservative Wähler anzulocken – und ob sich der schwarze
Anarch überhaupt einbinden lässt. Zudem wird erst die schnöde
Realpolitik bei der Rettung von Pleitestaaten zeigen, wie flexibel
Seehofers beschworene harte „rote Linie“ bei der Euro-Rettung sein
wird. Der Parteichef selbst kann froh sein, dass er sein verhaltenes
Wahlergebnis von 2009 leicht verbessern konnte, indem er auf die
CSU-Erfolge der Vergangenheit verwies. Die CSU war in Nürnberg aber
derart damit beschäftigt, ihre aktuellen Krisen zu lösen, dass für
Zukunftsentwürfe kein Raum mehr war. Und das ist das, was Wähler
normalerweise erwarten.

Walther Schneeweiß

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