tz München: Gaddafis Ende: Nur der Diktator ist jetzt erledigt

Die Politiker dieser Welt atmen auf: Seit über
einem halben Jahr musste die Nato in Libyen mitkämpfen, um den einst
von den Ländern der Allianz umgarnten Diktator Muammar al-Gaddafi
unschädlich zu machen. Jetzt ist der Schlächter von Sirte, der nach
Demokratie lechzende Demonstranten eiskalt erschießen ließ, selbst
Geschichte. Nichts geringeres als das Symbol der Unterdrückung ist
erledigt – aber auch nicht mehr. Der jetzt von vielen bejubelte
Militäreinsatz hat noch wenig gelöst, die schwierigste Arbeit steht
erst noch bevor. Wohlgemerkt war Gaddafi schon vor Monaten aus seiner
Residenz in Tripolis geflohen und lieferte sich in seiner Heimatstadt
Sirte die letzten Gefechte. Obwohl der Diktator die Macht über sein
Land längst verloren hatte, konnte der Übergangsrat die Zeit für den
Aufbau demokratischerer Strukturen kaum nutzen. Ein gemeinsamer
Gegner bedeutet keineswegs auch gemeinsame Ziele der verschiedenen
Volksgruppen, Ideologen und religiösen Eiferer. Spätestens mit ihrem
militärischen Eingreifen steht die internationale Gemeinschaft in der
Pflicht, Libyen weiter beiseite zu stehen.

Walther Schneeweiß

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