Es ist bizarr: Erst Bilder lassen uns heute
glauben, dass wirklich etwas passiert ist. Geradezu gespannt sind
deshalb die Menschen aus aller Welt auf den Foto-Beweis, dass
Terrorchef Osama bin Laden jetzt wirklich Geschichte geworden ist.
Doch gleichzeitig ist auch Allgemeingut, wie gering die Aussagekraft
von Bildern im Computerzeitalter ist. Die US-Führung kann mit Blick
auf Bin Laden also tun und lassen, was sie will: Ein blutiges Porträt
wird Verschwörungstheoretiker und Zweifler nicht umstimmen. Trotzdem
verhält sich die amerikanische Regierung inkonsequent: Wenn sie den
Informationsgehalt der letzten Osama-Fotos selbst anzweifelt, nährt
sie mit der Veröffentlichung der blutigen Bilder seiner toten
Begleiter selbst weitere Spekulationen mit Blick auf den Triumph über
den Terror. Teilweise Transparenz ist schlussendlich gar keine. So
sorgt US-Präsident Barack Obama höchstselbst dafür, dass die
Hinrichtung Bin Ladens eines Tages womöglich von den Gleichen erwähnt
wird, die auch nicht an die Mondlandung glauben.
Walther Schneeweiß
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