tz München: Pferdefleisch in Tiefkühlprodukten: Skandal nach Drehbuch

Die Lebensmittelskandale laufen immer nach dem
gleichen Drehbuch ab: Ruf nach schärferen Kontrollen und Gesetzen,
die Verbraucher weichen (kurzzeitig) auf andere, nicht in den
Schlagzeilen stehende Lebensmittel aus. Und Ilse Aigner verkündet
einen 7-, 10- oder 12-Punkte-Plan. Irgendwann kommt dann ein
Politiker, der die Verbraucher beschimpft. Diesmal ist es Marcel
Huber. Der bayerische Gesundheitsminister erklärte, wer
„allerbilligste Schnäppchen“ kaufe, ohne darüber nachzudenken, ob
Lebensmittel für diesen Preis überhaupt herstellbar seien, sei
mitschuld an all den Lebensmittelskandalen. Der CSU-Minister hat
damit zwar einerseits völlig Recht – aber gleichzeitig macht er es
sich zu leicht. Denn es war ja die Politik, auch die bauern- und
wirtschaftsfreundliche CSU, die uns Verbraucher mit Subventionen und
politischen Hilfen für die industrialisierte Nahrungsherstellung
systematisch an die Billig-Lebensmittel gewöhnt hat. Außerdem: Hat
die alleinerziehende Mutter, die nach einem harten Acht-Stunden-Tag
eine billige Fertig-Lasagne für ihre Kinder in den Ofen schiebt, weil
sie keine Kraft mehr zum Kochen hat, nicht auch ein Recht auf ein
ordentliches Lebensmittel?

Klaus Rimpel

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