tz München: Schlecker wird zerschlagen: Brüderle als Zyniker

Es ist eine Tragödie, aber die FDP trampelt auf
dem Schicksal der Schlecker-Mitarbeiter noch herum: Die seien selbst
mit schuld an ihrem Schicksal, konnte sich FDP-Fraktionschef Rainer
Brüderle nicht zurückhalten. Geholfen hat er mit solchen Sprüchen
niemandem – nicht einmal sich selbst. Es wäre für die Politik eher an
der Zeit, schnell Lösungen für die Frauen zu finden, die vor der
Arbeitslosigkeit stehen. Auf den abstrakten Markt und die gute
Konjunktur zu verweisen, hat bislang nur einem Viertel der bereits
gekündigten Schlecker-Beschäftigten genutzt. Der Rest steht auf der
Straße, wohin nun 13 200 Kolleginnen folgen werden. Aber nein,
Brüderle ätzt lieber in Richtung der Gewerkschaften, die mit ihren
Kampagnen gegen die Arbeitsbedingungen bei Schlecker einen Einbruch
der Kundenzahlen zu verantworten gehabt hätten. Ebenso bodenlos ist
der indirekte Vorwurf an die Schlecker-Beschäftigten, die aus Sorge
um ihre persönliche Zukunft zunehmend gegen ihre Entlassungen geklagt
und damit das Unternehmen für einen Investor teurer gemacht hätten,
als auf Gott zu vertrauen. Wer so mit Ursache und Wirkung spielt, ist
ein ekelhafter Zyniker.

Walther Schneeweiß

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