–Börse Online—Interview mit US-Börsenveteran
Ted Weisberg zur geplanten Fusion zwischen Deutscher Börse und New
York Stock Exchange (NYSE) / „Manche Institutionen sind so besonders,
dass sie um jeden Preis erhalten werden sollten“ / An Rente „denke
ich auch mit fast 71 Jahren überhaupt nicht“
Der US-amerikanische Börsenveteran Ted Weisberg blickt mit Wehmut
auf eine mögliche Fusion von Deutscher Börse und New York Stock
Exchange (NYSE). „Unsere Börse ist eine amerikanische Ikone“, sagte
Weisberg im Interview mit dem Anlegermagazin –Börse Online– (Ausgabe
12/2011, EVT 17. März). „Einen Teil zu verkaufen ist so, als würde
man ein Stück vom Lincoln Memorial oder vom Washington Monument
verkaufen – unvorstellbar.“ Die Börse sei ein Symbol für Amerika,
voller Tradition, gleichbedeutend mit Kapitalismus und Demokratie.
„Es ist einfach traurig, dass wir uns überhaupt in der aktuellen Lage
befinden. Ich habe hier so viel Zeit verbracht. Ich habe die Börse
mit ganzer Kraft geliebt und unterstützt. Und ich verstehe gut, dass
nichts für immer währt, aber manche Institutionen sind so besonders,
dass sie um jeden Preis erhalten werden sollten.“ So schwierig eine
Fusion für ihn emotional auch sei, so hätte der Deal laut Weisberg
doch auch ein Gutes: „Von hier ab ist das Geschäft strikt
geschäftlich ohne emotionalen Schnickschnack.“
Weisberg, der bereits 42 Jahre seines Lebens auf dem Parkett der
New Yorker Börse zugebracht hat, sieht sich ungeachtet der
Fusionspläne als Teil einer aussterbenden Spezies. „Vor drei bis vier
Jahren waren täglich noch 5.000 Leute auf dem Parkett, heute sind es
noch knapp 950″, stellte der Broker im –Börse Online—Interview fest.
„Die Zahl der Lizenznehmer sank von 1.366 auf 400 – ein Absturz um
über zwei Drittel in vier Jahren.“ Das geschwundene Interesse sei vor
allem darauf zurückzuführen, dass sich der physische Handel zunehmend
auf Computer und elektronische Netzwerke verlagert habe. In Rente
gehen will Weisberg aber dennoch nicht. „Daran denke ich auch mit
fast 71 Jahren überhaupt nicht. Ich erfreue mich an meiner Arbeit.
Meine Kunden sind meine Freunde. Und meine Kinder arbeiten mit mir
zusammen. Was will ich mehr?“
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