Unternehmer unterstützen Flüchtlinge beim Hochschul-Studium

Unternehmer unterstützen Flüchtlinge beim Hochschul-Studium
Unternehmer & Professoren unterstützen Flüchtlinge. Foto: Franz Motzko
 

MANNHEIM. Unternehmer der Region informierten sich dieser Tage an der Hochschule der Wirtschaft für Management (HdWM) über ein Pilotprojekt zur Gewinnung studierfähiger Flüchtlinge. Der Präsident der Hochschule, Prof. Dr. Franz Egle, konnte fast 30 Unternehmerinnen und Unternehmer aus der Metropolregion Rhein-Neckar zur Informationsveranstaltung begrüßen.

„Damit dieses Pilotprojekt gelingt und eine größere Anzahl studierfähiger Flüchtlinge ihr unternehmensnahes Studium an der HdWM aufnehmen können, braucht es Unterstützung durch Stipendien und Patenschaften durch Unternehmen, Stiftungen und Privatpersonen. Wir rechnen mit bis zu 20 Studienanfängern aus Flüchtlingsfamilien“, sagt Egle.

Studien-Eignungstest der HdWM vom Wissenschaftsministerium abgesegnet

Das Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg hat den Eignungstest zur Zulassung zum Studium genehmigt, und das quasi in Rekordzeit. Darin heißt es, dass sich die von der HdWM entwickelte „Zulassung studierfähiger Flüchtlinge im Rahmen des KMK-Beschlusses bewegt und einer Umsetzung keine Einwände entgegenstehen“. Egle und der Vizepräsident der Hochschule, Prof. Dr. Michael Nagy, gingen insbesondere auf das geförderte Management-Studium im Studiengang IT Management ein.

„Es gibt für diesen Studiengang die ideale Situation, dass bereits mehr geförderte Studienplätze zur Verfügung stehen, als von Studenten derzeit genutzt werden“, so Egle weiter. Der Studiengang IT Management wird vornehmlich vom Partnerunternehmen IBM gefördert. Dessen Hochschulbeauftragter, Ralf Blasek, erläutert das Konzept des Studienganges, das von IBM, SAP und mittelständischen Unternehmen entwickelt wurde. Blasek: „Ein hervorragendes Beispiel für effizientes Zusammenwirkens von Unternehmen, Hochschule und Wissenschaftsministerium“.

Fehlende Dokumente? Fast kein Problem!

Ein weiteres Thema betraf die Anerkennung von Zeugnissen und Dokumenten von Flüchtlingen. Dazu der Vizepräsident der HdWM, Prof. Dr. Michael Nagy:. „Fehlen die Dokumente und Zeugnisse teilweise oder ganz, kommt ein mit dem Wissenschaftsministerium abgestimmter Eignungstest zur Anwendung, den die Hochschule ganz speziell für die Einschätzung der Studierfähigkeit konzipiert hat. So dienen Lebenslauf-Analysen der Flüchtlinge einem ersten Kennenlernen, eine Plausibilitätsprüfung und das direkte Gespräch sind weitere wichtige Einflussgrößen. Auf dieser Basis wird dann von einer Kommission, die aus Professoren und Vertretern von Partnerunternehmen besteht, eine Entscheidung getroffen“.

Übermittlung von Zeugnis-Dokumenten via Handy

Es folgt ein Beispiel über die Unkompliziertheit bei der Lösung von Problemen, hier: Das Zeugnis eines Flüchtlings befand sich bei seiner Familie in Syrien! Man nahm kurzerhand telefonischen Kontakt mit der Familie auf, das Zeugnis wurde in Syrien mit einem Smartphone abfotografiert und an die Hochschulleitung der HdWM in Mannheim übermittelt. „Hier überprüft eine Klärungsstelle für komplizierte Sachverhalte die mündlichen Angaben sowie die vorgelegten Dokumente auf deren Korrektheit. Bei Sprachproblemen wird stets für die Übersetzung ins Arabische Sorge getragen, so Nagy weiter. Übrigens: Heute haben die ersten zehn Flüchtlinge ihren Eignungstest mit Erfolg absolviert.

Wie erfolgt die Auswahl der Studenten?

Egle: „Die HdWM sieht sich gut aufgestellt und vorbereitet, um junge Flüchtlinge rasch in ein Bachelor-Studium zu führen. Und dies mit der Perspektive eines nahtlosen Übergangs vom Studium ins Arbeitsleben, also einer gelungenen Integration. Als Studien-Starttermin ist Anfang April 2016, der Beginn des Sommersemesters, vorgesehen. Die Bewerber werden auf Basis eines wissenschaftsbasierten e-Profiling Tests ausgewählt, bei dem – in 300 gezielten Fragen – Neigungen und Potenziale der Bewerber erfasst, ausgewertet und mit dem Anforderungsprofil der HdWM verglichen werden“. Auch dieses Verfahren wird vom Ministerium ausdrücklich gutgeheißen.

Internationaler Bund begleitet Flüchtlinge seit 1949 – HdWM-Pilotprojekt soll Erfolg werden

Mehrheitsgesellschafter der HdWM, die sich in privater Trägerschaft befindet, ist der Internationale Bund (IB). Dessen Vorstandvorsitzender Thiemo Fojkar ging auf die Ursprünge des IB ein, der sich schon seit 1949 Flüchtlingsfragen widmet und sich höchste Kompetenzen in diesem Feld erworben hat. „Die soziale Integration der Flüchtlinge hat oberste Priorität, denn nur so bleibt auch deren Motivation erhalten. Es gilt das Potenzial der Menschen zu nutzen – zum Vorteil für die deutsche Gesellschaft wie für die Flüchtlinge selbst. Dabei ist auch Politische Bildung wichtig, denn es muss erreicht werden, dass Vorurteile gegenüber unseren Neubürgern keine Chance haben“, sagt Fojkar in seinem Resümee. Text: Franz Motzko

Pressekontakt:
Franz M. Motzko
Tel. 0171-2707408
E-Mail: franz.motzko@hdwm.de