Tübingen, 29. August 2018. Als die Arbeitgeber noch die Macht im Arbeitsmarkt hatten, spiegelte sich dies in der Praxis des Arbeitsalltags: Macht und Beeinflussung bildeten das Fundamentalprinzip der Führung. Analysen des Tübinger Beratungsunternehmens Ceveyconsulting zeigen die Veränderung im digitalen Zeitalter auf: Die hohe Informationsgeschwindigkeit und eine stärkere Gewichtung von raschem Handeln und schnellen Ergebnissen prägen die Menschen immer mehr. Die Digitalisierung erzeugt in diesem Zusammenhang auf Mitarbeiterebene ein neues Selbstbewusstsein und neue Bedürfnisse. Somit verändern sich die Anforderungen an Führung.
Glaubwürdigkeit
Die Bereitschaft, Aussagen zu hinterfragen, ist angesichts der Vielfalt und Widersprüchlichkeit der zur Verfügung stehenden Informationen selbstverständlich geworden. Einher geht damit ein immer feineres Gespür für mangelnde Echtheit. „Nur tatsächlich gelebte Werte sind relevant“, so Tobias Heisig, Geschäftsführer der Ceveyconsulting. „Wir erleben in der Praxis, dass das schwer aussprechbare Wort „Authentizität“ zumeist die höchste Resonanz erzeugt. Die Teilnehmer der Trainings beschreiben diese als wohltuend und attraktiv.“
Führung und Gestaltungsspielraum
„Sehr schnell wird jedoch klar, dass es bei Authentizität nicht um einen Seelenstriptease geht“, stellt Geschäftsführungskollege Alexander Wittwer dar. „Ein hoher Anspruch, persönliche Integrität, Kooperation sowie sinnstiftende Aufgaben im Team sind erforderlich, um Glaubwürdigkeit zu verkörpern. Schließlich hat jedes Team einen Zweck“. Sinn und Anspruch müssen jedoch gemeinsam frei verhandelt werden und können nicht verordnet werden. Mitarbeitende fordern immer selbstbewusster die Teilhabe am Prozess der Sinnstiftung, auch und nicht zuletzt im Bewusstsein ihrer Freiheit. Der Zugang zu Informationen ist jederzeit offen. Freiräume zur Lebensgestaltung waren noch nie so vielfältig wie heute. In Ballungsräumen gibt es ein hohes Angebot an Arbeitsplätzen und Mitarbeiter können in Zeiten einer stabilen Wirtschaft sehr oft einfach gehen. Sie fordern vor diesem Hintergrund attraktive Kontexte statt Kontrolle und maximale Gestaltungsspielräume. Ebenso stimmige und inspirierende Begegnungen statt die Verkopplung von Funktionsrollen. Hierzu gehören Wertschätzung, Zugehörigkeit, Orientierung und persönliche Entwicklung.
Die Führungskraft wird damit immer mehr zum Gestalter von Kontextbedingungen. Sie selbst ist dabei mit ihrem Auftreten ein zentraler Faktor. Direkte Interventionen, wie Überzeugungsprozesse im Mitarbeitergespräch, treten dabei in den Hintergrund.