London / Frankfurt, 26. September 2018 – Die weltweiten geopolitischen Spannungen haben im Jahr 2017 zu einem deutlichen Anstieg der damit verbundenen unternehmerischen Verluste geführt. Das geht aus dem jährlichen „Political Risk Survey“ von Willis Towers Watson in Zusammenarbeit mit Oxford Analytica hervor. Der am häufigsten verzeichnete Grund für Einbußen war dabei der Wechselkurstransfer (60 Prozent), gefolgt von Verlusten durch politische Gewalt (48 Prozent) und Import-/Exportembargos (40 Prozent). Rund 55 Prozent der befragten Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als einer Milliarde US-Dollar verzeichneten durch politische Risiken im vergangenen Jahr einen Verlust von mehr als 100 Millionen US-Dollar. Für die Umfrage führten Willis Towers Watson und Oxford Analytica Interviews mit Führungskräften von 40 führenden globalen Unternehmen aus verschiedenen Branchen.
Risikominimierung als Teil der Unternehmensstrategie
„Der Anstieg der politischen Risiken bedeutet für international agierende Konzerne eine wiederkehrende monetäre Aufwendung“, sagt Mathias Pahl, Head of Corporate Risk and Broking bei Willis Towers Watson. „Wenn diese Werte weiterhin steigen, stehen die Unternehmen unter dem zunehmenden Druck der Aktionäre, mehr Transparenz über die tatsächlich entstandenen Verluste zu schaffen. Unternehmen müssen also in der Lage sein, diese Risiken zu erfassen, zu quantifizieren und zu steuern, um anschließend Lösungsstrategien zu entwickeln.“ Konzerne setzen sich typischerweise mit dem Management von konjunkturellen – nicht politischen – Risiken auseinander. Mit der steigenden Verlustgefahr können diese jedoch nicht mehr von der exekutiven Entscheidungsfindung ausgeschlossen werden. Mathias Pahl: „Die Maßnahmen zur politischen Risikominimierung müssen Teil der exekutiven Entscheidungsfindung werden und sollten nicht mehr nur als unvermeidliche operative Kosten in einem herausfordernden Umfeld angesehen werden.“
Weitere wichtige Umfrageergebnisse:
• Als stärkste geopolitischen Bedrohungen werden die US-Sanktionspolitik, Schwellenmarktkrisen, Handelskriege sowie Populismus und Nationalismus wahrgenommen.
• Die politischen Risikoauswirkungen von Wirtschaftskrisen in Schwellenländern nehmen zu, was sich in einem Aufbäumen des Marktes widerspiegelt – vor allem in Ländern wie der Türkei und Argentinien.
• Über 70 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, geplante Investitionen aufgrund von politischen Risikobedenken zurückgezogen zu haben. 60 Prozent berichteten, dass das politische Risiko gegenüber dem Vorjahr gestiegen sei.
• Während in Russland und Vietnam die meisten Schadenfälle gemeldet wurden, gab es ebenso Verluste in ganz Europa, Lateinamerika, dem Wirtschaftsraum Asien-Pazifik, Afrika und dem Nahen Osten zu verzeichnen.
• Größere Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als einer Milliarde US-Dollar gaben an, mit Vermeidungsstrategien zu arbeiten – 82 Prozent verringerten ihre Investitionen, 86 Prozent vermeiden zukünftige Investitionen komplett. Besonders in Nigeria, Iran, Russland und Venezuela kommt diese Vermeidungsstrategie zum Einsatz.