Da rollen sie wieder: Die Kraftmeier auf ihren Kraftpaketen.
Deutschlands Bauern lassen ihre Muskeln spielen. Eine Zumutung? Ach wo. Ein
Fliegenschiss gegen die brachiale Protestkultur der Franzosen. Dagegen könnten
die Treckerparaden auf Deutschlands Straßen von John Deere, Case und Fendt
gesponsert sein – deutsches Demo-Biedermeier. Immerhin aber ist es den Bauern
gelungen, die Öffentlichkeit auf ihre verzweifelte Lage aufmerksam zu machen.
Mit einem Mal schleicht sich in unsere entfremdete Ernährungsweise wieder die
romantische Vorstellung vom Landbau ein. Vergessen sind Billigfleisch und
Fertigpizza, vergessen unsere sündhaft hohe Wegwerfquote an Lebensmitteln. Die
erste Adresse der Bauernproteste müssten eigentlich wir Verbraucher sein. In
vielem haben die Bauern ja recht. Soll das Höfesterben so weitergehen? Wollen
wir kolchoseartige Strukturen statt bäuerlicher Betriebe? Bitte nicht. Das
Problem ist nur, dass die Bauern nicht das bekommen dürfen, was die meisten von
ihnen fordern. Kein Aussetzen einer schärferen Gülleverordnung – in vielen
Regionen ist die Nitratbelastung imGrundwasser nun einmal deutlich zu hoch.
Nicht die Glyphosat-Nutzung fortschreiben: Wenn es um das Insekten- und
Vogelsterben geht, muss für den Ausstieg der qualifizierte Verdacht ausreichen.
Nicht noch höhere Subventionen – 60 Milliarden Euro pro Jahr gibt die EU bereits
jetzt zur Unterstützung der Landwirtschaft aus. Wann also machen wir endlich
eine Landwirte-Politik statt Landwirtschaftspolitik? Landwirte-Politik hieße,
Familienbetriebe zu stärken und nicht durch Gießkannen-Politik den Trend zu
immer größeren Betrieben auch noch anzufachen. Landwirte-Politik hieße,
verbindliche Qualitäts- und Tierwohlstandards auch für Importe festzuschreiben.
Landwirte-Politik hieße, Landschaftspflege endlich zu einer tragenden
Einnahmesäule der Bauern zu machen. Frage an die Bauern, bevor sie an die Decke
gehen: Was denken Sie, was Ihre Väter und Großväter in diesen Zeiten von der
Politik gefordert hätten?
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