WAZ: ADAC: Dem Totalschaden wachsen Flügel – Kommentar von Stefan Schulte

Vom „Totalschaden“ sprach ADAC-Chef Meyer, als sich
das Frisieren der „Engel“-Statistik nicht mehr leugnen ließ. Er hätte
sich besser eine Steigerungsmöglichkeit offen gelassen. Denn was
anschließend noch über den Autoclub hereinbrach, passt auf keinen
Schrotthaufen.

So ist das immer, wenn Verantwortliche nur zugeben, was offenbar
ist statt reinen Tisch zu machen. Jener Mann, der noch bei der
Preisverleihung alle Vorwürfe „an den Haaren herbeigezogen“ nannte
und einen „journalistischen Skandal“ witterte, wird nicht ernsthaft
erwarten, dass ihm irgendjemand die Rolle des Aufklärers abnimmt.

Der Versuch, mit seinen „Sofortmaßnahmen“ in die Offensive zu
kommen, lässt aber befürchten, dass Meyer seine Rolle weiterspielen
will. Kontrolle der Tests, keine Boni mehr fürs Batterie-Aufquatschen
und sogar ein Verbot für private Flüge im Rettungsheli. Wacker. Ein
Zehn-Punkte-Programm hätte es dafür freilich nicht gebraucht, ein „ab
jetzt sind wir ganz lieb“ hätte gereicht.

Wer Selbstverständlichkeiten als Läuterungsprogramm verkaufen
will, ist nicht glaubwürdiger als ein frisch ertappter Dieb, der dem
Polizisten verspricht, das nie, nie wieder zu tun. Nur wird der nicht
so naiv sein zu glauben, dass der Polizist ihn deshalb laufen lässt.

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