WAZ:Ärgernis schwarze Auslandskonten. Kommentar von Hannes Koch zum Steuerabkommen

Eine gute Sache ist das Abkommen gegen
Steuerhinterziehung. Ein gewisses Unbehagen bleibt aber nicht aus.
Schließlich hat das Bankgeheimnis auch seine guten Seiten. Dass der
Blick der Staatsorgane nicht in jeden Winkel des Lebens dringen darf,
ist eine liberale Grundüberzeugung. Diese muss nun zurückstehen, weil
reiche Zeitgenossen Dutzende Milliarden Euro über die Grenzen ins
Ausland verschieben, um die Einkommenssteuer zu sparen. Für Staaten
wie die Schweiz, Liechtenstein, die britischen Kanalinseln oder
Singapur entstanden daraus lukrative Geschäftsmodelle. Mit dem Geld,
das künftig nicht mehr auf schwarze Auslandskonten fließt, könnte man
im Inland viele Schulen bauen. Dem großen Schritt sollten weitere
folgen. So verhandelt die Europäische Union seit Jahren mehr oder
weniger erfolglos darüber, die Steuersätze zu harmonisieren. Heute
erscheint die Spanne in manchen Fällen zu groß. Wenn die
Gewinnsteuern für Unternehmen in Deutschland bei rund 30 Prozent
liegen, in Irland aber bei 12,5 Prozent, kann man den niedrigen Satz
aus deutscher Sicht durchaus als schädliche Konkurrenz betrachten.

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