WAZ: Allemal besser als eine Blockade – Kommentar von Stefan Schulte zum Kraftwerks-Export

Deutschland müht sich mehr schlecht als recht mit
seiner Energiewende. Dazu gehört auch der Spagat beim Thema
Kohlekraft. Einerseits brauchen wir sie zur Stromgewinnung noch für
Jahrzehnte, um die Schwankungen grüner Energie auszugleichen.
Andererseits stehen Kohlekraftwerke dem Ziel der Regierung im Weg,
den Vorreiter in Sachen Klimaschutz zu geben. Doch die Diskussion
über die deutsche Energiewende lässt sich nicht einfach auf den
Export deutscher Kraftwerkstechnologie übertragen.

Chinas Energiehunger wächst ganz ohne unser Zutun, im Reich der
Mitte geht fast jede Woche ein neues Kohlekraftwerk ans Netz. Das zu
beklagen, wird das Klima nicht retten. Dennoch ist es verständlich,
wenn die Frage, ob deutsche Unternehmen daran mitverdienen dürfen,
nicht rein ökonomisch, sondern auch politisch bewertet wird. Siemens
etwa wirbt damit, die saubersten Kohlekraftwerke mit den höchsten
Wirkungsgraden zu entwickeln. Die Konzerne da beim Wort zu nehmen und
die Exportförderung an Umweltstandards zu knüpfen, ist nur
konsequent. Das wird Chinas CO2-Bilanz nicht entscheidend verbessern,
ist aber allemal sinnvoller als eine Export-Blockade.

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