WAZ: Am Ende gibt–s nur Verlierer. Kommentar von Frank Meßing

Als es der Drogeriemarktkette Schlecker noch gut
ging, mussten sich die Mitarbeiterinnen durch Überwachung und
schlechte Bezahlung demütigen lassen. Nach der Insolvenz haben sie
gekämpft, verzichtet und gebangt. Vergeblich. Europas führender
Drogist ist untergegangen. Tausende Frauen stehen auf der Straße. Sie
sind die Opfer eines Mannes, der ein Unternehmensimperium aufbaute
und es leichtfertig verspielte. Beratungsresistent und autokratisch
trimmte Anton Schlecker die Drogeriekette über Jahrzehnte auf
Expansionskurs – auf Kosten seiner Belegschaft und ohne jedes Maß.
Das Geld für seine unzähligen Neueröffnungen holte er sich zunächst
über außergewöhnlich lange Zahlungsfristen bei seinen Händlern und am
Ende von den Kunden, denen er Preise abverlangte, die seine
Konkurrenten dm und Rossmann deutlich unterboten. Dass diese
Strategie wie ein Kartenhaus zusammenbrechen würde, war absehbar.
Zumal Schlecker mit seinen fragwürdigen Methoden der
Mitarbeiterführung aus den Negativschlagzeilen nicht heraus kam. Das
Image eines Handelsunternehmens ist in diesem harten Wettbewerb heute
fast so viel wert wie sein wirtschaftliches Fundament. Neben den
Beschäftigten gehören aber auch die Kunden zu den Verlierern der
Schlecker-Pleite. Der Drogist wagte sich auch in Wohngebiete, wo es
keine Konkurrenz gab. Auch diese letzten Einkaufsmöglichkeiten fernab
der Zentren sind seit gestern Geschichte.

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