WAZ: Arbeitsmarkt verkehrt. Kommentar von Matthias Korfmann

Diverse Bundesregierungen haben sich erstaunlich
viele Gedanken darüber gemacht, wie Menschen sich was dazuverdienen
können. Ohne lange Ausbildung, in Teilzeit und mit wenig Papierkram.
Das Angebot wird angenommen. Oft von Frauen im mittleren Alter
zwischen 40 und 50. Schön fürs Familieneinkommen. Schön für Bäcker,
Gebäudereiniger, Gastronomen und andere Anbieter kleiner Arbeiten.

Leider ist es aber so: Ein Land, eine Gesellschaft lässt sich
nicht auf Abermillionen Minijobs aufbauen. Aber genau dieses
Kunststück versuchen wir gerade in Deutschland. 5,9 Millionen
reguläre Arbeitsplätze gibt–s in NRW und schon 1,8 Millionen
„geringfügige Beschäftigungen“. „Geringfügig“ ist ein etwas sperriges
Wort, aber es trifft den Kern des Problems. Diese Jobs sind ja keine
Brücke in den Haupt-Arbeitsmarkt, sie sichern kein Alterseinkommen,
und die sozialen Sicherungssysteme haben nichts von ihnen.

Arbeit ist immer öfter „mini“ und befristet. Manche müssen sogar
aus mehreren kleinen Jobs einen großen machen. Auf der Strecke
bleibt das, was alle, der Jobber und das Land, zuallererst brauchen:
ganz normale Arbeit, acht Stunden am Tag, ein Arbeitsleben lang.

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