Die Geschichte um die neuerliche Staatspleite
Argentiniens ist nicht so einfach wie sie auf den ersten Blick
aussieht. Es ist ein bizarres Stück von entfesseltem
Raubtierkapitalismus auf der einen und einem tragikomischen Land in
ständiger Bereitschaft zum Untergang auf der anderen Seite. Dieses
Mal fällt es schwer, den Verantwortlichen auszumachen. 2001/2002 war
das ganz anders. Zur Jahrtausendwende stand Argentinien nach einer
aberwitzigen Wirtschaftspolitik des neoliberalen Präsidenten Carlos
Menem mit Hunderten von Milliarden Dollar international in der
Kreide. Der Zahlungsausfall hatte dramatische Folgen für die
Menschen. Sie kamen nicht mehr an ihr Geld. Aufstand, Chaos, Tote
waren die Folge. Das sieht dieses Mal anderes aus. Der Aktienindex in
Buenos Aires sprang am Donnerstag um mehrere Prozentpunkte.
Argentinien, so möchte man meinen, feiert den Staatsbankrott.
Vielleicht liegt es daran, dass die Argentinier in ihrem
unnachahmlichen Hang zu Arroganz und Anarchie der Welt einmal mehr
gezeigt haben, dass sie anders sind als alle anderen. Klar ist aber
auch: Die viertgrößte Volkswirtschaft Lateinamerikas muss sich in
Zeiten von Rezession, notorischer Devisenknappheit und einem
Präsidentenwahlkampf vor der Tür neu erfinden.
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