Es ist zu einer – mehr als fragwürdigen – Praxis
geworden, auf die Reaktion der Börse zu starren, um politische
Entscheidungen zu bewerten. Nach dem Motto: Steigen Dax und Euro,
muss das Beschlossene ja gut sein für die Wirtschaft.
Das ist natürlich Unfug. Ob politische Entscheidungen für Kunden,
Verbraucher, Sparer oder für nicht börsengelistete Unternehmen
wirklich von Vorteil sind, ist längst nicht gesagt, wenn die Kurse
klettern.
Ein Beispiel liefert die jüngste Verständigung auf weltweite
Auflagen für Banken („Basel III“). Die Börse jubelt, denn in der Tat
können große Privatbanken damit wohl gut leben. Hingegen sind die
öffentlichen Institute unzufrieden, dass die Vorgaben kaum
differenzieren zwischen Zockerbude und Sparkasse.
Das Risiko ist offensichtlich: Basel III kann das Kreditangebot
für die gewerbliche Wirtschaft einschränken – und damit an der Basis
von kleinen Firmen rütteln. Noch sind Nachbesserungen möglich, die
dieses Problem entschärfen. Nur gehört dazu der politische Wille, die
Interessen kleiner Betriebe genauso ernst zu nehmen wie die großer
Geldhäuser.
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