Wochenlang fischten Behörden, Forscher,
Verbraucherschutzminister im Trüben. Wer oder was hat uns Ehec
eingebrockt? Potenzielle Verdächtige gibt es zuhauf, abenteuerliche
Theorien und selbst ernannte Experten ebenfalls. Tomaten, Gurken,
Blattsalat. Was stets als besonders gesund galt, wurde auf einmal
verschmäht und untergepflügt. Warum? Weil die Bundesbehörden sich
schnell und eindeutig auf diese und nur auf diese Verdächtigen
einschoss. Das Robert-Koch-Institut und das Bundesinstitut für
Risikobewertung werden sich unangenehme Fragen gefallen lassen
müssen, wenn sich die Spur, die zu den Sprossen führt, als richtig
herausstellen sollte. Das Verbraucherschutzministerium in
Niedersachsen hängte sich gestern schon weit aus dem Fenster: Es
waren wohl die Sprossen! Die Bundesbehörden haben mit ihrer Warnung
nicht nur in Kauf genommen, dass Millionen Bürger ihre Ernährung auf
„eher ungesund“ umgestellt haben. Sie haben mit ihrer
Verzehrempfehlung – nicht nur hierzulande – Bauern an den Rand der
Existenz gebracht. Gastronomen gerieten in Verruf, Deutschland
riskierte sogar diplomatische Verstimmungen mit Spanien. Die berühmte
„deutsche Angst“ hat wieder voll durchgeschlagen, der Aktionismus,
die hektische Suche. Herausgekommen ist, so scheint es nun, nur ein
falscher Verdacht.
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