WAZ: Auf die Balance achten. Kommentar von Sven Frohwein

Es ist die wohl umfänglichste Neuerung im
weltgrößten Online-Netzwerk: Facebook führt die Chronik ein, einen
blauen Faden, der sich durch das digitale Leben der Nutzer zieht. Die
in den USA Timeline genannte Funktion ordnet damit alle Einträge
eines Online-Daseins neu. War es bislang so, dass lange
zurückliegende Beiträge irgendwann nicht mehr angezeigt wurden, so
geht ab sofort gar nichts mehr verloren. Mit der Einführung der
Chronik hatte sich Facebook-Gründer Mark Zuckerberg Zeit gelassen.
Aber er wusste: Auch als Marktführer muss sein Unternehmen innovativ
bleiben. Immerhin war Kritik laut geworden, Facebook werde für Nutzer
immer undurchsichtiger. Vor allem wegen der vielen Werbung. Die
Chronik ist Zuckerbergs Antwort darauf. Tatsächlich macht sie das
Online-Leben übersichtlicher. Aber auch Werbekunden wird das Ding
erfreuen – können sie ihre Produkte noch gezielter anpreisen.
Facebook muss aber aufpassen, dass sich Privates und Werbliches
künftig noch die Waage halten. Ansonsten wird die Zahl derer, die
Facebook den Rücken kehren, irgendwann größer sein als die Masse der
neuen Nutzer.

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