Eigentlich ist es eine Frechheit, dass 
Kassenpatienten viel länger auf einen Facharzt-Termin warten müssen 
als privat Versicherte. Eigentlich dürften die Ärzte diese Form der 
Zwei-Klassenmedizin nicht fördern.
   Doch bei aller Empörung sind die unterschiedlichen Wartezeiten 
nüchtern betrachtet durchaus nachvollziehbar. Die Behandlung eines 
Privatpatienten ist für den Arzt attraktiver, weil er dafür mehr Geld
bekommt. Und eine Arztpraxis ist am Ende auch ein kleines 
Unternehmen, das Geld verdienen muss.
   Man kann an die Moral der Mediziner appellieren, man kann sich 
über die Ärzte bei der Krankenkasse beschweren – all das wird die 
Situation für die gesetzlich Versicherten nur unwesentlich 
verbessern. Am Ende wird man das Problem nur beseitigen können, wenn 
die Honorare angeglichen werden. Dann ist es für eine Praxis auch 
nicht mehr attraktiv, bestimmte Patienten zu bevorzugen.
   Gleiche Honorare für alle Patienten würden über eine 
Bürgerversicherung gehen. Eine solche Lösung wäre freilich das Ende 
der privaten Krankenkassen als Vollversicherer. Doch unter dem Aspekt
der Gleichbehandlung der Patienten wäre es das wert.
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