WAZ: BP-Chef vor US-Ausschuss – Die totale Blamage – Leitartikel von Gerd Heidecke

Der BP-Chef Tony Hayward musste in der Nacht zum
Freitag vor dem Ausschuss des US-Kongresses antreten und sich im
Zeugenstand den bohrenden Fragen der Abgeordneten zur Ölkatastrophe
im Golf von Mexiko stellen. Dabei blamierte sich der Brite, sein
Unternehmen und indirekt die gesamte Ölindustrie. Nach Kräften,
möchte man hinzufügen, und: mal wieder. „Ich hatte keine Kenntnis
davon“, „Ich war am Entscheidungsprozess nicht beteiligt“, „Ich bin
kein Zement-Ingenieur“ „Ich bin kein Bohr-Ingenieur“, „Ich bin kein
Ozean-Wissenschaftler“, diese ausweichenden Antworten Haywards, in
feinem Englisch vorgebracht, versetzten die Ausschussmitglieder in
Wut. Während am Meeresboden noch auf unabsehbare Zeit insgesamt über
eine Milliarde Liter Öl ausströmen, kam Hayward nicht über ein paar
gestolperte „Es tut mir leid“-Plattitüden hinaus. „Mit Respekt, Sir,
wir bohren hundertfach rund um die Welt,“ entschuldigte sich Hayward
gegenüber einem Abgeordneten für seine vorgebliche Unwissenheit. Der
Spitzenpolitiker, obwohl Texaner und Republikaner, beides über
Jahrzehnte gleichbedeutend mit hemmungslosen Ausbau der Ölförderung,
bellte zurück: „Ich weiß. Das ist es, was mir gerade Angst macht.“
Recht hat er, leider.

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