Europa steht vor einem Neubeginn, möglicherweise
einem, an dem Großbritannien nicht mehr mitwirkt. Sollten sich die
Wege an dieser Gabelung trennen, so trifft ein Land sicher keine
Schuld: Großbritannien.
Wie hätte Angela Merkel reagiert, wenn Premier Cameron von ihr
gefordert hätte, die deutsche Auto-Exportwirtschaft durch Steuern zu
regulieren? Oder Sarkozy, hätte man ihm nahegelegt, Frankreichs
florierende Ferienorte mit Abgaben an die Kandare zu nehmen? Eine
Besteuerung der Finanzbranche, von der im Königreich jeder 14.
Arbeitsplatz abhängt, war deshalb eine Forderung, die Großbritannien
nicht anders als vom Verhandlungstisch wegdrängen konnte.
Rufe aus Berlin nach einem EU-Rausschmiss der Briten sind
überflüssig. Am Kern gehen die bösen Worte ohnehin vorbei: Viele
Bürger in Europa blicken längst mit einer britischen Brille auf
Brüssel und sind überzeugt, dass sie sich ohne EU besser stünden.
Diese Zweifler unter den Steuerzahlern überzeugt keine Brüsseler
Bulldozer-Mentalität. Stattdessen ist die Gefahr, dass Deutschland
sein zuletzt positives Image durch derlei Rücksichtslosigkeit
verspielt, riesig.
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