WAZ: Bürokratisches Monster. Kommentar von Dirk Hautkapp

Als der Hartz-IV-Poker vorbei war, hielt sich
Bundesministerin Ursula von der Leyen zugute, „sozialpolitische
Geschichte“ geschrieben zu haben. Wer das für dick aufgetragen hielt,
darf sich heute bestätigt fühlen. Das Bildungspaket für arme Kinder,
ein Eckpfeiler der Reform, wird kaum in Anspruch genommen.

Wer in die Hartz-IV-Familien hineinhorcht, hört Fundamentalkritik:
zu kompliziert und viel zu kleinteilig sei das Antragsverfahren
angelegt.

Da könnte was dran sein. Das Bildungspaket besteht aus sieben
Posten, die je nach Einzelfall entweder voll übernommen oder
teilweise bezuschusst werden: von den Kosten für Tagesausflüge in
Kindertagesstätten und Schulen bis hin zu den Freizeitangeboten in
Sport und Musik. Und alles muss individuell geprüft werden.
Höchststrafe für Antragsteller wie Beamte.

Man darf gespannt sein, wie Frau von der Leyen die abschreckende
Wirkung dieses absehbar teuren bürokratischen Monsters mildern will.
Gelingt es ihr nicht, geht das Bildungspaket in die sozialpolitische
Geschichte ein – als Flop.

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