WAZ: Chaos in Kairo. Kommentar von Gudrun Büscher

Dem beeindruckenden und friedlichen „Marsch der
Million“ am Dienstag folgten blutige Straßenschlachten zwischen
Gegnern und Anhängern von Präsident Mubarak. Kairo im Chaos.

Alles deutet darauf hin, dass der ägyptische Präsident
Schlägertrupps geschickt hat, um die friedlichen Proteste in Gewalt
umschlagen zu lassen. Erstaunen kann das nicht. Es hat sich
abgezeichnet, nachdem sich Mubarak in einer Fernsehansprache
geweigert hatte, sofort zurückzutreten, wie die Massen auf den
Straßen es gefordert hatten. Der 82-Jährige machte klar, dass er bis
zu den Wahlen im September im Amt bleiben würde und erst dann den Weg
für einen neuen Präsidenten freimachen wolle. Für Mubarak war das ein
großer Schritt. Den Demonstranten reichte das nicht. Für sie ist der
sofortige Rücktritt Mubaraks nicht verhandelbar.

Die Schlägertrupps könnten der Versuch sein, die Proteste
eskalieren zu lassen. Nur ausufernde Anarchie und Gewalt, so könnte
das Präsidentenkalkül lauten, rechtfertigen seinen Verbleib im Amt.
Der Präsident kämpft um seinen Platz in der Geschichte, sein Volk
aber um die Freiheit.

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