Von einem Comeback der Industrie zu sprechen, ist
nicht ganz richtig. Die Industrie war ja nie weg. Nur an
Wertschätzung für die Branche hat es gefehlt. Dass dies mittlerweile
anders ist, lässt sich vor allem mit der Finanzkrise erklären. Wenn
es heute um „toxische Produkte“ geht, kommen vielen Menschen wohl
eher die Giftpapiere der Banken in den Sinn – und weniger die
Erzeugnisse der Chemieindustrie. Ließen sich Wirtschaft und Politik
gestern noch von fiktiven Finanzvermögen beeindrucken, setzen sie
heute eher auf die Realwirtschaft. Richtig ist aber auch, dass die
Industrie nach wie vor mit Akzeptanzproblemen zu kämpfen hat. Das
Eon-Kraftwerk in Datteln und die Bayer-Chemiepipeline am Niederrhein
sind nur zwei Projekte, die angesichts von Bürgerbeschwerden zu
scheitern drohen. Hinzu kommt: Die Industrie ist stark von der
Weltkonjunktur abhängig. Ein Abschwung kommt schnell in den Betrieben
an. Auch die im Zuge der Energiewende gestiegenen Stromkosten machen
der Industrie zu schaffen. Die Politik sollte sich also nicht nur
über die Kraft der Industrie freuen, sondern alles dafür tun, dass
die Unternehmen ihre Stärke behalten.
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