Der „Zivi“ geht. Das ist eine schlechte Nachricht,
denn er hinterlässt eine Lücke, die derzeit nicht zu füllen ist.
Viele werden sich den Zivi zurückwünschen.
Der Zivi war nicht immer so beliebt. Vor 50 Jahren war es sogar
mutig, Eltern, Nachbarn oder einem Arbeitgeber zu sagen: Ich
verweigere den Kriegsdienst. Unerhört war das, mitten im Kalten
Krieg. In einem Land, das lange den Soldaten gehuldigt hatte und das
gerade dabei war, sich wieder zu bewaffnen.
Der Zivi kämpfte tapfer gegen das Drückeberger-, Weichei- und
Querulanten-Image. Bundespräsident Gustav Heinemann soll 1970, als er
Zivis besuchte, im Scherz gefragt haben: „Na, wo habt ihr denn das
Rauschgift?“ Der Zivi galt nicht als solide. Aber sein Ruf wurde
immer besser.
So mancher Hilfebedürftige hat von „seinem“ Zivi mehr
Aufmerksamkeit und Verständnis erfahren als von seinen eigenen
Kindern. Es gibt heute immer mehr Hilfebedürftige, es gibt immer
weniger Kinder, und nun geht auch noch der Zivi.
Die Neuerfindung des Zivis ist noch nicht gelungen. Der „Bufdi“
(von: Bundesfreiwilligendienst) ist ein unbekanntes Wesen. Er hätte
es leicht, der Bufdi. Leichter als der Zivi. Niemand würde ihn
Drückeberger nennen, alle warten auf ihn. So sehr hat sich inzwischen
das Land geändert. Dem Zivi gebührt ein Dankeschön, auch dafür.
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