Nicht lang ist es her, dass der Direktor des
Jüdischen Museums Berlin, Prof. Blumenthal, diese Nation würdigte.
Deutschland sei „das einzige Land, das die Verantwortung für das, was
damals geschehen ist, nicht unter den Teppich gekehrt hat, sondern
sich offen dazu stellte“, sagte Blumenthal mit Blick auf die
NS-Vergangenheit. Diese Wertschätzung ehrt. Sie beruht auf der
breiten Diskussion, die unsere Gesellschaft zur NS-Aufarbeitung
führte. Und doch: Erneut legen Historiker dar, solche Ansicht stimmt
nur zum Teil. Das sich immer zur Crème de la Crème der politischen
Elite zählende Diplomatische Corps hat eine Vergangenheit wie sie
dunkler nicht sein kann. Umso so schwerer wiegt die Tatsache, dass
das Außenamt sechs Jahrzehnte lang diesem dunklen Teil seiner
Geschichte nicht nachging, dass es ihn verdrängte, verschwieg. Das
erinnert an den Umgang mit den Verbrechen der Wehrmacht. Sie galt als
„sauber“, bis Historiker eine andere Wahrheit nachwiesen. Beschämend
genug, dass die späte Aufdeckung teils mehr Empörung auslöste als die
Wehrmacht-Untaten selbst. Es war ebenso wichtig wie mutig, dass der
frühere Außenminister Fischer dem verharmlosenden Schweigen mit dem
Auftrag an die Historiker ein Ende bereitet hat.
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