WAZ: Das Ende der alten Zeit. Kommentar von Stefan Schulte

Die letzte Schicht ist gefahren. Tränen flossen
gestern im Saarland über harte Gesichtszüge. Bergleute, längst im
Ruhestand, legten noch einmal ihre Uniform an und ertrugen stumm, was
die Politiker zum „Festakt“ zu sagen wussten. Wie sie die Förder- zu
Leuchttürmen adelten und Traditionen wach riefen. Viele werden sich
gefragt haben: „Warum macht Ihr uns denn dann dicht?“ Das Ruhrgebiet
wird 2018 ähnlich wehmütige Festakte erleben. Neben der
Unwirtschaftlichkeit des Bergbaus liefert der Grund für das frühere
Aus im Saarland vielleicht die beste Antwort auf das „Warum“: Ein
größeres Beben, das 2008 viele Häuser beschädigte, ließ die Stimmung
kippen und die Bevölkerung mit ihrem einstigen Ernährer brechen. Auch
im Ruhrgebiet sieht sich der Bergbau Anwohnern gegenüber, die ihn als
Bedrohung empfinden. Die Kunst wird sein, den Ausstieg in Würde zu
vollziehen. Das ist das Land auch den Bergleuten schuldig, die es mit
aufgebaut haben. Es wird ihr Wissen auch nach 2018 noch brauchen.
Mindestens, um Schächte zu sichern und Grubenwässer abzupumpen.
Vielleicht aber auch, um unter Tage Pumpspeicherwerke bauen zu
helfen. Grüne Energie im schwarzen Schacht – wenn die Versöhnung des
Gestern mit dem Morgen gelingt, dann hier im Revier.

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