WAZ: Das Geld sitzt locker. Kommentar von Christopher Shepherd

Na, das wäre ja gerade nochmal gut gegangen: Die
drohende Rezession ist abgewendet, vor allem dank der Konsumlaune der
Verbraucher ist die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal hauchdünn
gewachsen. Es gibt in diesen Tagen zweifelsohne schlechtere
Nachrichten. Dennoch muss man die Zahlen mit Vorsicht genießen.
Sicher haben die Verbraucher nicht zuletzt wegen des robusten
Arbeitsmarktes tiefer als sonst für Anschaffungen ins Portmonee
gegriffen. Aber bei vielen dürfte das Geld auch deshalb lockerer
gesessen haben, weil sich Sparen derzeit bei Null-Komma-irgendetwas
an Zinsen nicht lohnt. Das ist unterhalb der Inflationsrate. Auch
haben die Menschen Angst vor den Folgen der Euro-Schuldenkrise und
stecken ihr Guthaben lieber in Sachwerte, statt es zu sparen oder an
der Börse anzulegen. Zudem stottert der Exportmotor, die Unternehmen
fahren ihre Investitionen herunter und auch der Einzelhandel kann –
trotz der gegenwärtigen Konsumfreude – nicht über explodierende
Umsätze jubeln. Das alles deutet nicht auf einen kräftigen Aufschwung
hin. Doch steht Deutschland, gerade im Vergleich zum übrigen
Euro-Raum, noch recht gut da. Immerhin.

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